Das Büro von morgen. Mehr als nur ein Arbeitsplatz.
Herr Ippolito, Ihr Büro ist kreativ, spielerisch, strömt Wohlfühlatmosphäre aus. Ist repräsentativ, aber dominiert nicht. Man versteht sofort: Das ist Ihre Identität – Ihre Büroidentität. "Arbeit neu denken", das Thema der Orgatec, scheint bei Ihnen gelebt zu werden. Welche Aufgaben übernehmen Bürogebäude heute und in Zukunft?
Büros der Zukunft sind Plattformen/Orte der Begegnung, des Austausches, der Kommunikation. Die Gestaltung sollte Kreativität fördern, inspirieren. Menschen wollen sich wohlfühlen. In einer Welt, in der viel über digitale Medien kommuniziert wird, gibt es das Bedürfnis nach realen Begegnungen. Die Gestaltung sollte zudem die unternehmerische Identität des Unternehmens visualisieren. Wie dies in der Umsetzung aussieht, ist sehr individuell und kann nicht pauschal beantwortet werden.
Das ist auch die Stärke Ihres Büros: individuelle, gestalterische Antworten zu kreieren. Wie wichtig ist für Sie dabei die Verwendung von Textilien, vor allem der Teppichboden?
Sehr wichtig: Gerade hinsichtlich der Akustik spielt der Teppichboden eine maßgebliche Rolle. Bei den offenen Bürostrukturen ist es immens wichtig, die richtige Balance zwischen zu viel und zu wenig Akustik zu gestalten. Textilien schaffen Wohlfühl-Atmosphäre. Wohlfühlräume, die Sicherheit vermitteln, Privatheit zulassen. Menschen wollen sich einfach gut fühlen, egal, wo sie sich aufhalten. Ob Restaurant, Arbeitswelt, Kultureinrichtung, das eigene Zuhause – man möchte sich überall geborgen fühlen. Teppichboden ist dafür ein tolles gestalterisches Produkt, dessen Wertigkeit gerade wieder entdeckt wird.
Sie sind viel unterwegs und trotzdem noch in alle Ihre weltweiten Projekte eingebunden. Wie kommunizieren Sie mit Ihren Teams?
Wir skypen viel zwischen Stuttgart, Berlin und Shanghai und nützen selbstverständlich alle Kommunikationsmittel der heutigen Zeit. Natürlich muss diese Art der Kommunikation auch erst gelernt werden, um sie für Arbeitsprozesse zu leben. Dazu bedarf es klarer Strukturen und für mich persönlich ein verbindliches Zeitmanagement. (Lacht) Das ist etwas, was mir eigentlich nicht so liegt, aber die Zeiten ändern sich. Ich arbeite heute ganz anders als früher. Ich erfülle heute eher die Rolle des Coaches. Jede Woche gibt es einen Jour fixe, bei dem über Bildschirm die anderen Büros zugeschaltet werden, und jedes Büro stellt ein Projekt durch einen Mitarbeiter vor. Immer unter dem Aspekt: Was habe ich für Erfahrungen gemacht, was können andere daraus lernen.
Da sind wir beim Stichwort Lernen. Sie waren schon öfter in der Lehre tätig. Werden Sie das beibehalten?
Ja, Wissensvermittlung war mir schon immer ein Anliegen. Gerade denken wir über ein eigenes Akademie-Format als Plattform zum gemeinsamen Lernen und Forschen im Studio nach.
Wissen für die Zukunftsgestaltung zu vermitteln, dazu gehört auch das Thema Nachhaltigkeit. Wie wichtig ist dies für Ihre Arbeit?
Nachhaltigkeit ist für unsere Arbeit sehr wichtig, beziehungsweise eine Selbstverständlichkeit. Natürlich ist es heute wichtiger denn je, bei der Gestaltung auch an den Rückbau von Materialien zu denken. Eine Grundanforderung von Seiten der Bauherren/Investoren, denn das sind wesentliche Argumente in der heutigen Zeit.
Letzte Frage: was hat es mit den bunten Luftballons im Studio auf sich?
(Peter Ippolito lacht) Wir haben gestern die erste Büroehe gefeiert. Die Kollegen der beiden haben ein superschönes Bürofest organisiert. Es freut mich, dass wir alle gerne zusammen sind und miteinander auch Freizeit gestalten.