Unterscheiden sich die Trends je nach Kulturkreis oder sind die Entwicklungen global zu betrachten?
Wir sehen die Globalisierung als Megatrend: Es zeichnet sich klar ab, dass die farblichen Vorlieben auf internationaler Ebene sehr stark zusammengewachsen sind. Trendpanels in Kolumbien ergeben beispielweise ähnliche Trends, die wir auch hier feststellen, und das, obwohl wir auf einem ganz anderen Kontinent sind. Es gibt natürlich immer gewisse kulturelle Unterscheide. Das sind Sehgewohnheiten und Geschmacksraster, die sich bis zu einem bestimmten Grad regional unterscheiden. Im Norden dominieren häufig eher puristische und sachliche Farben, weil wir gelernt haben, dass wir uns in diesen Farben wohl fühlen. Dagegen darf es im Süden gern etwas wärmer und knalliger sein. In manchen Stilen, wie dem Trend zum Maximalismus sieht man, dass sich Kulturen auch auf sehr ansprechende Art mixen können. Der Japandi-Trend ist ein weiteres Beispiel, wo das gut funktioniert.
Kann man farbliche Trends zu einem gewissen Grad vorhersehen, und wenn ja, was ist eure Prognose für die nächsten Jahre? Gab es bei eurer Arbeit an COLOR OPINIONS auch Dinge, die euch überrascht haben?
Wir beobachten den Markt seit gut 15 Jahren, dadurch gewinnt man wichtige Erfahrungswerte. Durch kontinuierliches Beobachten und regelmäßige Trendpanels lässt sich der Markt gut einschätzen. So lassen sich die Trends der nächsten 3 bis 5 Jahre recht zuverlässig vorhersehen und auch, wann ein Höhepunkt eines bestimmten Trends erreicht ist. Man sieht genau, wann etwas Neues auftaucht, an Masse zunimmt und dann auch allmählich wieder verschwindet. Rosa war so eine Trendfarbe, die vor zehn Jahren ganz langsam an Fahrt aufgenommen hat, dann eine große Beliebtheit und Akzeptanz mit einem Höhepunkt vor 3-5 Jahren entwickelt hat. Nun hat sich die Farbe in unseren Sehgewohnheiten verankert und hat sich fast zu einer zeitlosen Farbe entwickelt, die in feinen Nuancen unterschiedliche Designs begleitet. Auch längerfristige Szenarien für die nächsten 5-20 Jahre können wir im Bereich der Zukunftsforschung entwickeln. Wir sagen auch gern: Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart richtig einschätzen und die Zukunft antizipieren.